

20. Juli 2024
Die Hofprädikatur von 1799 (jetzt das Rathaus), 2. Teil. – Aus der Pfarrbeschreibung 1831.
„Überhaupt ist die Lage und Beschaffenheit des StadtpfarreiHauses von der Art, daß sie kaum
etwas zu wünschen übrig läßt.“
Eine „güldene Pforte“: Ein Türknopf (aus poliertem Messing) an der Haustüre.
„Eine Hausklingel mit eigenthümlich zugehörenden SchellenZügen,“ einen für die private
Wohnung und einen für das Amtszimmer. Ein „Streifeisen“ [Schuhabkratzer].
„Eine Vorrichtung zum Auftreten der Haustür“, also ein mechanischer Türöffner,
bedienbar aus der Wohnung im 1. OG und aus dem Amtszimmer im 2. OG. Mittels eines
Fußhebels und sich drehender Winkelverbindungen, die durch stabile eiserne Drähte
verbunden sind, wird die Haustür geöffnet. Ersterwähnung der vom Hofschlosser und
Hofuhrmacher G. Sigmund Schlecht entwickelten Lösung im Knapp‘schen Haus (heutiges
Pfarrhaus) im Jahr 1797.
Das geräumige Treppenhaus mit einer „französischen Freygesprengten SargenTreppe von
Eichenholz“ des Ingelfinger Zimmermeisters Johann Georg Schillinger, Verfasser eines
ersten Lehrbuchs für Zimmerleute. (Eine Zargen- oder Wangentreppe mit eingestemmten
Stufen, keine Barocktreppe.)
„Vier heizbare geräumige Zimmer.“
„Neben der Küche und dem Bad war eine Räucherkammer in den Kamin, welcher [von der
Waschküche im EG] durch den Boden zur Hauptwohnung geht, eingerichtet.“
„Ein eigener, allerdings etwas niedriger und feuchter Keller, eine eigene Waschküche, zwei
große (Dach-)Böden.“ Der Kessel zum Waschen und Seifensieden war ein eingemauerter
sogenannter Höllhafen. Die Waschküche wurde auch als Backhaus und als Hühnerstall
genutzt. – Das für alle Städtlesleute gemeinschaftliche Waschhaus mit dem
gemeinschaftlichen Backofen, der auch zum Obstdörren verwendet wurde, befand sich vor
der Schlossmauer beim heutigen Pförtnerhaus des Schlosses gegen das Städtle.
Die 3 Abtritte waren von den Fluren aus zugänglich und befanden sich nicht mehr in den
Schlafkammern.
Vor dem Küchenfenster war ein Küchenbrett, vor allen Fenstern waren Blumenbretter
angebracht. In der (nicht beheizbaren) Schlafkammer neben dem Wohnzimmer war ein
kleines SchlüsselBehältniß eingerichtet.
„Auch ist dem Haus gegenüber – nur einige Schritte entfernt – auf einem geräumigen
freien Platze ein großer, schöner Bronnen befindlich, der die Bequemlichkeit des Hauses
noch vermehrt.“
„… auf der Morgenseite einen an das Haus anstoßenden so genannten Zwinger, eine neue
kleine Gartenanlage mit einer an das Haus sich anlehnende Laubhütte. Dieser Zwinger ist
übrigens frei und von keiner Mauer beengt, und bietet die herrlichste Aussicht in das
Jaxtthal, auf den Sophienberg und auf allen jenen schönen Puncten dar, die oben näher
bezeichnet sind.“ (Sulz und Hornberg).
„Ein Hofplatz mit Stallung“ für ein Pferd „und Remise“ für die Kutsche.
„Die ziemlich geräumige Scheuer, die zum Haus gehört, liegt außerhalb der Stadt mit
mehreren anderen Scheunen auf einem besonders zu solchen Bauten bestimmten Platze
und ist etwas entfernt.“ Die Scheuer Nr. 1 befand sich links am Anfang des Ockenauer
Wegs („Wengertsbuck“); sie ist beim Bau der Rothenburger Straße abgegangen.
Bis zum Neubau der Apotheke 1806 konnte der Hofprediger auf dem überdachten
Wehrgang trockenen Fußes zur Kirche gelangen.
1836 musste Bosch in den „LangenBau“, in den „mittleren Teil eines großen Kasernenartigen, erst im Jahre 1833 von Grund aus neu aufgeführten, von mehreren fürstlichen Dienern bewohnten Gebäudes, dessen Länge 236.‘, die Tiefe 40‘ beträgt, umziehen. Das gefiel ihm gar nicht. Er nannte 24 gleichstellende Wünsche, beinahe Bedingungen; Fürst Friedrich Karl genehmigte alle! Erwähnt wird auch „die etliche hundert Bände starke Stadtpfarrei-Bibliothek“.
Hans Friedrich Pfeiffer, 20.07.2024
Photo von: https://www.kirchberg-jagst.de/de/buergerinfo-verwaltung/wissenswertes/heiraten-in-kirchberg
Veröffentlicht im Amtsblatt KW 30