

13. Apr. 2024
Der Haller Büchsenmacher liefert um 9 Gulden 6 Schillinge 46 Karkeln zu Deucheln zum Bronnen zum Bau einer neuen Wasserleitung in die Stadt. Der „Brunnen“ stand, wo er heute noch steht, vor dem Rathaus. Kargeln (ital. Cartoggia, franz. Cartouche) sind aus Geschütz- oder Glockenbronze gegossen doppelkonische Hülsen. Sie wurden angeschärft und zwischen die aus ausgehöhlten eichenen Baumstämmen, Deicheln genannten Röhren, eingetrieben. Damit konnte eine ca. 230-250 m lange Wasserleitung von den Quellen an der Crailsheimer Straße 24/26 durch die Marktstraße ins Städtle mit Unterquerung des Stadtgrabens gebaut werden.
1549 zahlten die drei Reichsstädte 168 fl nach Kirchberg, einschließlich der Kosten für die neue Wasserleitung. Sie erhielten 310 fl Getreidezehnten. Die Zahlungen aus Kirchberg für „Gült“ (Art Grundsteuer) und den „kleinen Zehnten“ (Kirchenzehnten) sind dabei nicht berücksichtigt. (StadtA Sha 4a/26 u. 27, Nr. 489-494).
In aller Regel wurde ein Überschuss erzielt. Schaeff-Scheefen gibt (irrig) als Grund für den Verkauf Kirchbergs an Hohenlohe ein konstantes Defizit der Reichsstädte an. Dinkelsbühl, das am wenigsten vom Kondominat profitierte, drängte allerdings auf einen Verkauf Kirchbergs.
1562 kaufte Graf Ludwig Casimir von Hohenlohe „Stadt und Amt Kirchberg“ zurück. Die Kirchberger „Bürger“ mussten für die Verschuldung Ludwig Casimirs gemeinschaftlich Bürgschaft leisten. Bezahlen konnten sie aber nichts. Die zur Herrschaft Kirchberg gehörenden Ämter Ilshofen und Honhardt musste Graf Ludwig Casimir wegen fehlender Finanzmittel wieder an Hall verkaufen.
Die Wasserleitung von 1549 war nicht die erste in der Stadt. Bereits 1480/81 waren Quellen an der Crailsheimer Str. 24/26 gefasst worden. Der Haller Büchsenschmied lieferte 123 Ringe zu dem Stadtbrunnen. Die Standzeit der mit Drillbohrern ausgehöhlten Eichenstämme betrug etwa 50 Jahre. Wie bei den Kanonen aus Bronze wurden die Drillbohrer mit Pferdekraft vorgetrieben. Ob bereits zur Zeit der Verleihung des Stadtrechts unter den Grafen Gottfried und Ulrich von Hohenlohe oder bald nach der Übernahme Kirchbergs durch die drei Reichsstädte eine Wasserleitung angelegt wurde, ist nicht dokumentiert. Die Wasserversorgung des Städtle ausschließlich über den Hungerbrunnen im Stadtgraben, wie sie Sandel/Schaeff-Scheefen angeben, erscheint allerdings äußerst fragwürdig hinsichtlich Wasserqualität (Sickerwasser aus Misthaufen und Abortgruben im Quellwasser) und Verteidigungsfähigkeit (Lücke in der Stadtmauer, mangelnder Schutz vor Beschuss beim Wasserholen).
Hans Friedrich Pfeiffer, 13.04.2024 Fortsetzung folgt
Photo von https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kirchberg_an_der_Jagst,_am_Brunnen.jpg
Veröffentlicht im Amtsblatt KW 16